Nach einer kurzen Vorstellungsrunde in der Klasse verteile ich an jedes Kind einen Sammelbehälter für Insekten und erkläre die Regeln, so ist es beispielsweise verboten Bienen oder Schmetterlinge zu sammeln, zu wichtig für die Umwelt, zu verletzlich. Auch Nacktschnecken wollen wir nicht, die kriegt man nicht mehr aus dem Sammelbehälter und kleben fest. Ansonsten geht alles, was in den Behälter passt. Die Kinder bekommen 25 Minuten Zeit um auf der Wiese oder im Waldstück nach Insekten, Spinnen, usw. zu suchen. Ihr Lieblingstier können sie im Sammelbehälter mitnehmen. (Schon hier sind die meisten Kinder fasziniert davon, wieviel sie finden können, auf einer Wiese, auf der sie davor kein Tier wahrnahmen). Das auserwählte Tier kommt mit jedem Kind mit ins Klassenzimmer, wo ich kleine Präsentationsschalen vorbereitet habe. Und nun sehen die Schüler und Schülerinnen „ihr“ Tier, das sie bis dahin fasziniert durch den Sammelbehälter beobachteten, in zwei bis drei Metern Größe, sehen wie Blattläuse ihren Saugrüssel in die Pflanzen bohren, sehen, wie Marienkäfer sich gefräßig über die Blattläuse hermachen. Sehen, wie Gelsenlarven ihre Mundwerkzeuge durch das Wasser sieben und lernen, dass sie auf diese Weise unsere Gewässer sauber halten. Falls sich Kinder (oder auch Erwachsene) schon einmal die Frage stellten, warum es diese Tiere überhaupt gibt. Ohne Gelsen würden die Vogel- und Fischbestände noch weiter zurückgehen und die Gewässergüte in oberösterreichischen Seen würde sinken. Und aus Scheu, vielleicht auch Ekel, kann Interesse entstehen, kann Faszination entstehen und im allerbesten Fall auch Wertschätzung (und inzwischen haben die meisten Kinder ihren Tieren einen Namen gegeben – auch den Spinnen). Am Ende eines jeden Workshops kommt noch ein wichtiges Element ins Spiel. Die Kinder bekommen die Aufgabe, das Tier wieder dort freizulassen, wo sie es gefunden haben. Das ist aus mehreren Gründen sehr wichtig. Erstens steigert es die Bindung zwischen den Tieren und den Kindern und zweitens wird den meisten Kindern jetzt erst richtig bewusst, dass diese Tiere spezielle Bäume, Sträucher oder Wiesenabschnitte bevorzugen, dass Tiere Bedürfnisse haben, selbst die kleinsten unter ihnen. – und für die einzelnen Tiere ist es tatsächlich auch wichtig